BUND Kreisgruppe Hochsauerlandkreis

Wildkatzen im Arnsberger Wald und HSK

Die Europäische Wildkatze - kleine Tiger in unseren Wäldern

Wildkatzenwegeplan in Arnsberg und Umgebung Wildkatzenwegeplan in Arnsberg und Umgebung  (BUND Manfred Trinzen und Carsten Arndt von Wald und Forst NRW)

Die Europäische Wildkatze ist für uns DIE Leitart für den Nationalpark Arnsberger Wald. Sie ist eine Art „Qualitätsanzeiger“ für naturnahe strukturreiche Laub- und Mischwälder. In den Wäldern rechtsseitig des Rheins gibt es drei größere Wildkatzenpopulationen.
Die Kernzone der zweiten Population umfasst den zentralen Teil des Arnsberger Waldes.
Wir sind sehr stolz drauf, dass diese wunderbaren Wildtiere, mit ihren Jungen, auch direkt bei uns wieder durch die Wälder streifen.

Die Europäische Wildkatze ist nachtaktiv und lebt versteckt. Deshalb bekommt sie kaum jemand zu Gesicht. Aber sie ist da: die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) stammt aber nicht etwa von verwilderten Hauskatzen ab. Sie streifte schon durch unsere Wälder, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen mit über die Alpen brachten. Heute zählt die Wildkatze bei uns zu den gefährdeten Arten.

Infos über Aussehen und Lebensweise - auf der Seite des BUND-Bundesverbandes weiter lesen

Sie fühlt sich besonders wohl in naturnahen Laub- und Mischwäldern mit Lichtungen und viel Totholz. Der BUND arbeitet daran, mehr Wälder wildkatzengerecht zu gestalten. Davon profitieren auch viele andere Arten – wir Menschen eingeschlossen.

So breitet sich die Europäische Wildkatze in Teilen West- und Süddeutschlands wieder aus. Gleichzeitig wurden aber in vielen Wäldern, die als Lebensraum geeignet wären, noch keine Wildkatzen nachgewiesen. Das ist ein Ergebnis des Projekts „Wildkatzensprung" des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Um die Wiederausbreitung der Wildkatze zu unterstützen, hat der BUND in fünf Bundesländern „grüne Korridore" zwischen Wildkatzenwäldern gepflanzt. Das Projekt „Wildkatzensprung" wurde im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

Damit die Wildkatze sich in ihren ursprünglichen Lebensräumen in Deutschland noch besser ausbreiten kann, braucht sie diese naturnahen Wälder. Solche, in denen sie sich gut verstecken, Mäuse jagen und sicher ihre Jungen aufziehen kann.

In vielen Gebieten Deutschlands ist dieser Lebensraum rar gesät. Das Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“, gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, wird das ändern.

Ein Nationalpark Arnsberger Wald kann dabei einen großen Beitrag leisten.

 

Rechtsrheinische Wildkatzenpopulationen:

Im Auftrag vom BUND und dem Landesamt für Naturschutz (LANUV) hat Wildkatzenexperte Manfred Trinzen im Jahr 2010 Wildkatzenmeldungen aus dem rechtsrheinischen Teil Nordrhein-Westfalens gesammelt. In Kombination mit detaillierten Landnutzungsdaten errechnete er daraus die Kern- und Pufferzonen sowie die am besten geeigneten Verbindungskorridore zwischen den einzelnen Wildkatzengebieten. Damit liegt die erste umfassende Bestandsbewertung der rechtsrheinischen Wildkatzenpopulation vor.

Im Ergebnis gibt es drei rechtsrheinische Wildkatzenpopulationen:

  • Im Eggegebirge und dem östlich angrenzenden Bereich zur Weser hin hat sich bereits vor Jahren eine Wildkatzenpopulation etabliert. Die Experten sind sich einig, dass diese Wildkatzen aus dem östlich gelegenen Solling stammen; entsprechende Korridore über die Weser sind vorhanden.
  • Die Kernzone der zweiten Population umfasst den zentralen Teil des Arnsberger Waldes. Dieser hat einen Waldanteil von über 30 000 ha und bietet einen idealen Lebensraum für die Wildkatze. Auch die hier vorkommenden Wildkatzen stammen mit großer Sicherheit von der Sollingpopulation ab. Ein Verbindungskorridor verläuft von der Egge bis in den Arnsberger Wald hinein. Vermutlich ist die Wiederbesiedlung des Arnsberger Waldes über diesen Korridor erfolgt.
    Die Wildkatzenpopulation hat sich in den letzten Jahren im ländlichen Raum des Arnsberger Stadtgebietes ausgeweitet. Das bestätigen einige Sichtungen, Bilder von Wildkameras und ein Totfund Nähe Asbek / Retringen. Mittlerweile ist der gesamte Arnsberger Wald im Kreis HSK und der Hochsauerlandkreis an sich in goßen Teilen, Wildkatzengebiet. In einem großen Teil des Soester Arnsberger Waldes gibt es ebenfalls Wildkatzenvorkommen, besonders in dem Bereich um Hirschberg und Warstein herum. Aktuell gibt es ein neues BUND-Projekt mit Lockstockuntersuchungen bei Medebach im HSK.
  • Die dritte Wildkatzenpopulation befindet sich im Rothaargebirge und liegt zwischen der hessischen Grenze und dem Bereich Bad Berleburg, Erndtebrück und Hilchenbach. Es bestehen geeignete Korridore über die Landesgrenzen zu den Vorkommen in Hessen und Rheinland-Pfalz. Nachdem sich die Bestände dort erholt haben, s ind die Wildkatzen offenbar nach NRW eingewandert. Dass sich im Rothaargebirge eine Wildkatzenpopulation in so kurzer Zeit etabliert hat, spricht für die Qualität des Lebensraums. Offenbar werden auch Höhenlagen um und über 600m besiedelt, die ansonsten für Wildkatzen schon als suboptimal gelten.

Aus dem Jahr 2010 stammt der Nachweis eines überfahrenen jungen Wildkatzenweibchens im Siebengebirge. Die Katze ist vermutlich aus Süden eingewandert. Es gibt in letzter Zeit eine Reihe von Beobachtungen im Siebengebirge und aus dem Grenzraum zu Rheinland-Pfalz und aus dem Bereich um Neuwied. Eine Einwanderung wäre daher denkbar, zumal das Siebengebirge nahezu lückenlos über mehrere Waldkorridore mit den Wildkatzengebieten in Rheinland-Pfalz verbunden ist.

Interessierte Wildkatzenfreund:innen berichten Herrn Carsten Arndt (Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald) und uns vom BUND häufig von möglichen Wildkatzensichtungen, zum Teil auch mit Bildern von Fotofallen, im gesamten HSK. Eine 100%ige Genauigkeit kann aber nur die Genanalyse geben, so Birgit Jakubzik, Sprecherin und Wildkatzenbotschafterin vom BUND-Arnsberg.

 

Genanalysen und Lockstockuntersuchungen:

Diese Genanalysen wurden im Februar und März 2010 in Zusammenarbeit mit Herrn Carsten Arndt und dem Wildkatzenexperten Manfred Trinzen im Arnsberger Wald gemacht, nachdem 2008 / 2009 wildfarbene Katzen um Arnsberg herum gesichtet wurden. Außerdem hat Herr Arndt den Wildkatzenwegeplan des BUND genutzt, um zu überprüfen, ob diese Wege angenommen werden. Nach Jahren der Beobachtung zeigt sich, dass die Wildkatzen diesem vom Computer errechneten Wildkatzenwegeplan tatsächlich folgen.

Um an Material für eine DNA-Analyse zu kommen, hat sich die Lockstockmethode bewährt. Dazu werden raue Dachlatten mit Baldriantinktur beködert. Katzen und auch Wildkatzen reagieren ganz besonders auf den Geruch von Baldrian. Der Geruch zieht sie an, sie reiben sich an dem Stock und Markieren ihn zum Teil sogar. Die Haare, die an dem Lockstock hängen geblieben sind, wurden zum Senckenberginstitut in Gelnhausen geschickt. Hier wurden die Genanalysen gemacht. Ergänzend zu den Löckstöcken wurden Fotofallen installiert, die mit Infrarot-Bewegungsmeldern arbeiten.

Der Untersuchungszeitraum fand während der Hauptpaarungszeit von Februar bis Ende März 2010 statt. Innerhalb von 8 Wochen konnten 4000 ha mit 147 Lockstäben und 20 Fotofallen abgedeckt werden. Zur Dokumentation wurden die Standorte mit einem GPS-Gerät eingemessen. Insgesamt konnten 82 Haarproben gesammelt werden, darunter Wildkatze, Waschbär und Sikawild. Es konnten 30 positive Haarproben von Wildkatzen nachgewiesen werden. Darüber hinaus wurden 10 Bilder mit wildfarbenen Katzen gemacht.

Für die Paarungszeit 2011 wurde das Wildkatzenvorkommen auf der restlichen Fläche des 10000ha großen Staatswaldes untersucht. Hier kamen nur noch Lockstöcke ohne Kamera zum Einsatz.

 

Wie viele Wildkatzen leben im Arnsberger Wald?

Wieviele Wildkatzen für den Arnsberger Wald nachgewiesen werden konnten ist schwierig zu sagen. Definitiv haben wir 7 verschiedene Individuen feststellen können, da bei vielen Haarproben die Qualität für eine Individualisierung nicht ausreichend war. Es sind aber sicherlich mehr. Man darf hier aber nicht vergessen, dass südlich unmittelbar der Bereich des Rothaargebirges anschließt. Verwandtschaftliche Beziehungen wurden mit der Lockstockmethode leider nicht untersucht. Ich gehe davon aus, dass immer eine Restpopulation im Arnsberger Wald existiert hat, so Herr Arndt.

Je nachdem welche Berechnungsgrundlage herangezogen wird, können im Arnsberger Wald ca. 20 - 100 Wildkatzen leben.
Ein Teil der Wildkatzenpopulation im Arnsberger Wald wird über die südwest-nordöstlich verlaufene Achse Eifel - Westerwald – Rothaargebirge – Arnsberger Wald - Solling – Harz in den AW eingewandert sein.

Das Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald wollte mit dem Lockstockprojekt nicht nur den Nachweis erbringen, dass die Wildkatze im Arnsberger Wald wieder heimisch ist, sondern vor allem die forstlichen Arbeiten mit den Ansprüchen der Wildkatze in Einklang bringen.

 

Forstliche Maßnahmen zum Schutze der Wildkatze sind:

  • die Gestaltung und der Erhalt von natürlichen strukturreichen Wäldern und Waldrändern
  • der Verzicht der Abfuhr von länger liegenden und großen Holzpoltern in bekannten Aufzuchtgebieten zwischen April und Juli, der Aufzuchtphase der Wildkatzen
  • Austausch von Metallknotenzäunen durch Hordengatter, da sich Wildkatzen und auch andere Tiere leicht mit ihren Zehen in den Verknotungen verhaken und dann qualvoll zugrunde gehen.

Die Wildkatze breitet sich weiter aus und die Wege verlaufen im Sauerland, zum Teil über den Arnsberger Wald, in den Solling und das Rothaargebirge.

 

Die wichtigsten Korridore zwischen den vorhandenen Populationen im Westen und Osten bilden zwei Nord-Süd-Achsen:

1. die Nord-Südost-Achse ist: Lüneburger Heide – Harz – Hainich – Thüringer Wald – Oberpfälzer Wald – Bayerischer Wald
2. und die Westliche Nord-Südachse ist: Eifel – Hunsrück – Pfälzerwald - Schwarzwald

 

außerdem gibt es drei südwest-nordöstlich verlaufene Achsen:

1. Eifel - Westerwald – Rothaargebirge – Arnsberger Wald - Solling – Harz
2. Hunsrück – Taunus – Vogelsberg – Kellerwald – Hainich
3. Pfälzerwald – Odenwald – Spessart – Rhön – Thüringer Wald

 

Der BUND hat mit dem Sammeln der Wildkatzendaten wertvolle Hinweise über einzelne Tiere, aber auch über die Ausbreitung der Populationen insgesamt sammeln können.

Diese Daten können nun für weitere Wildkatzenwege und zum Erhalt
der für Wildkatzen typischen Lebensräume Verwendung finden.

 

Der BUND Wildkatzenwegeplan:

https://www.wildkatzenwegeplan.de/

 

Quellen:

Wildkatzenwälder von morgen

Besitzen Sie Wald?

Wildkatzenwälder  (BUND Thomas Stephan)

... dann können Sie sich an dem neuen BUND-Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ beteiligen.
Naturnahe Lebensräume, in denen sich die Wildkatze wohlfühlt, sind in Deutschland rar geworden. Daher gestaltet der BUND in zehn Bundesländern Waldflächen so um, dass die Wildkatze sich erfolgreich vermehrt – damit sie sich von dort aus wieder ausbreiten kann. Um dieses Vorhaben umzusetzen, kooperiert der BUND mit Waldnutzenden sowie Entscheidungsträger*innen aus Forst, Landwirtschaft, Jagd, Grundbesitz, Verwaltung, Kommunen und Kirche. Es gibt auch Förderungen.

„Wildkatzenwälder von morgen“ ... Interessiert?
Unter folgendem Link gibt es beim BUND-Bundesverband weitere Infos:
https://www.bund.net/tiere-pflanzen/wildkatze/projekt-wildkatzenwaelder-von-morgen/

Rettungsnetz Wildkatze

Der BUND setzt sich ein um:

Rettungsnetz Wildkatze  (BUND)

  • die verbliebenen Waldbereiche in Nordrhein-Westfalen ökologisch aufzuwerten,
  • Vernetzungskorridore für Wildkatzen und andere Tierarten erhalten und auszubauen,
  • neue Vernetzungskorridore für Tiere zu schaffen,
  • Konfliktpunkte - z.B. Straßenbereiche mit hoher Unfallrate für Wildtiere - zu entschärfen.

Aktuelles über das Projekt und die Wildkatzen, weitere Infos und Neuigkeiten finden Sie unter diesem Link:
https://www.bund-nrw.de/themen/wildkatze/

Ansprechpartnerin

Birgit Jakubzik

Sprecherin, Vorstand und Wildkatzenbotschafterin
BUND OG Arnsberg E-Mail schreiben Mobil: 0176 91101312