Die Europäische Wildkatze breitet sich in Teilen West- und Süddeutschlands wieder aus. Gleichzeitig wurden aber in vielen Wäldern, die als Lebensraum geeignet wären, noch keine Wildkatzen nachgewiesen. Das ist ein Ergebnis des Projekts „Wildkatzensprung" des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Um die Wiederausbreitung der Wildkatze zu unterstützen, hat der BUND in fünf Bundesländern „grüne Korridore" zwischen Wildkatzenwäldern gepflanzt. Das Projekt „Wildkatzensprung" wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
Im Auftrag vom BUND und dem Landesamt für Naturschutz (LANUV) hat Wildkatzenexperte Manfred Trinzen im Jahr 2010 Wildkatzenmeldungen aus dem rechtsrheinischen Teil Nordrhein-Westfalens gesammelt. In Kombination mit detaillierten Landnutzungsdaten errechnete er daraus die Kern- und Pufferzonen sowie die am besten geeigneten Verbindungskorridore zwischen den einzelnen Wildkatzengebieten. Damit liegt die erste umfassende Bestandsbewertung der rechtsrheinischen Wildkatzenpopulation vor.
Im Ergebnis gibt es drei rechtsrheinische Wildkatzenpopulationen:
- Im Eggegebirge und dem östlich angrenzenden Bereich zur Weser hin hat sich bereits vor Jahren eine Wildkatzenpopulation etabliert. Die Experten sind sich einig, dass diese Wildkatzen aus dem östlich gelegenen Solling stammen; entsprechende Korridore über die Weser sind vorhanden.
- Die Kernzone der zweiten Population umfasst den zentralen Teil des Arnsberger Waldes. Dieser hat einen Waldanteil von über 30 000 ha und bietet einen idealen Lebensraum für die Wildkatze. Auch die hier vorkommenden Wildkatzen stammen mit großer Sicherheit von der Sollingpopulation ab. Ein Verbindungskorridor verläuft von der Egge bis in den Arnsberger Wald hinein. Vermutlich ist die Wiederbesiedlung des Arnsberger Waldes über diesen Korridor erfolgt.
- Die dritte Wildkatzenpopulation befindet sich im Rothaargebirge und liegt zwischen der hessischen Grenze und dem Bereich Bad Berleburg, Erndtebrück und Hilchenbach. Es bestehen geeignete Korridore über die Landesgrenzen zu den Vorkommen in Hessen und Rheinland-Pfalz. Nachdem sich die Bestände dort erholt haben, s
ind die Wildkatzen offenbar nach NRW eingewandert. Dass sich im Rothaargebirge eine Wildkatzenpopulation in so kurzer Zeit etabliert hat, spricht für die Qualität des Lebensraums. Offenbar werden auch Höhenlagen um und über 600m besiedelt, die ansonsten für Wildkatzen schon als suboptimal gelten.
Aus dem Jahr 2010 stammt der Nachweis eines überfahrenen jungen Wildkatzenweibchens im Siebengebirge. Die Katze ist vermutlich aus Süden eingewandert. Es gibt in letzter Zeit eine Reihe von Beobachtungen im Siebengebirge und aus dem Grenzraum zu Rheinland-Pfalz und aus dem Bereich um Neuwied. Eine Einwanderung wäre daher denkbar, zumal das Siebengebirge nahezu lückenlos über mehrere Waldkorridore mit den Wildkatzengebieten in Rheinland-Pfalz verbunden ist.
Interessierte Wildkatzenfreunde berichten Herrn Carsten Arndt (Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald) und uns vom BUND häufig von möglichen Wildkatzensichtungen, zum Teil auch mit Bildern von Fotofallen, im gesamten HSK. Eine 100%ige Genauigkeit kann aber nur die Genanalyse geben, so Birgit Jakubzik, Vorsitzende und Wildkatzenbotschafterin vom BUND-Arnsberg.
Genanalysen und Lockstockuntersuchungen:
Diese Genanalysen wurden im Februar und März 2010 in Zusammenarbeit mit Herrn Carsten Arndt und dem Wildkatzenexperten Manfred Trinzen im Arnsberger Wald gemacht, nachdem 2008 / 2009 wildfarbene Katzen um Arnsberg herum gesichtet wurden. Außerdem hat Herr Arndt den Wildkatzenwegeplan des BUND genutzt, um zu überprüfen, ob diese Wege angenommen werden.
Heute, nach 8 Jahren Beobachtung zeigt sich, dass die Wildkatzen diesem vom Computer errechneten Wildkatzenwegeplan tatsächlich folgen.
Um an Material für eine DNA-Analyse zu kommen, hat sich die Lockstockmethode bewährt. Dazu werden raue Dachlatten mit Baldriantinktur beködert. Katzen und auch Wildkatzen reagieren ganz besonders auf den Geruch von Baldrian. Der Geruch zieht sie an, sie reiben sich an dem Stock und Markieren ihn zum Teil sogar. Die Haare, die an dem Lockstock hängen geblieben sind, wurden zum Senckenberginstitut in Gelnhausen geschickt. Hier wurden die Genanalysen gemacht. Ergänzend zu den Löckstöcken wurden Fotofallen installiert, die mit Infrarot-Bewegungsmeldern arbeiten.
Der Untersuchungszeitraum fand während der Hauptpaarungszeit von Februar bis Ende März 2010 statt. Innerhalb von 8 Wochen konnten 4000 ha mit 147 Lockstäben und 20 Fotofallen abgedeckt werden. Zur Dokumentation wurden die Standorte mit einem GPS-Gerät eingemessen. Insgesamt konnten 82 Haarproben gesammelt werden, darunter Wildkatze, Waschbär und Sikawild. Es konnten 30 positive Haarproben von Wildkatzen nachgewiesen werden. Darüber hinaus wurden 10 Bilder mit wildfarbenen Katzen gemacht.
Für die Paarungszeit 2011 wurde das Wildkatzenvorkommen auf der restlichen Fläche des 10000ha großen Staatswaldes untersucht. Hier kamen nur noch Lockstöcke ohne Kamera zum Einsatz.